Akupunktur – eine traditionsreiche Option auch für Tiere

Schon aus der Zeit vor mehr als dreitausend Jahren sind aus China Akupunktur-Behandlungen an Tieren überliefert. Die Methodik der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), eine therapeutische Wirkung durch Nadelstiche an definierten Körperstellen von Tieren zu erzielen, ist damit fast so alt wie die Anwendung dieser Komplementärmedizin beim Menschen. Wie funktioniert Akupunktur, für welche Tiere und Krankheitsbilder ist Akupunktur geeignet?

Diagnostik

In der TCM nutzt der (Tier-)Arzt vor allem seine fünf Sinne für die Untersuchung: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Er misst den Puls und wirft einen Blick auf die Zunge, denn hier sind viele mögliche Krankheitsbilder bereits gut erkennbar. Druckpunkte, die oft mit den späteren Akupunkturpunkten übereinstimmen, geben Aufschluss über mögliche Schmerzzustände.

Tierarten

Allgemein formuliert funktioniert Akupunktur bei allen Tieren, die man für Untersuchung und Behandlung berühren kann. Bekannt ist vor allem die Akupunktur für das Pferd und für den Hund. Diese Tiere tolerieren die Behandlung mit Nadeln recht gut, deshalb gibt es umfassende Erfahrungswerte. Weniger bekannt, aber durchaus möglich, ist Akupunktur für Katzen, Kaninchen und Papageien. Grundsätzlich kommt eine traditionelle Behandlung mit Akupunktur nicht nur bei Haustieren in Betracht, sondern auch bei landwirtschaftlichen Nutztieren. Entsprechende Ansätze gibt es zum Beispiel bei Rindern, Schweinen und Schafen. Allerdings scheitert die Behandlung in einer industrialisierten Tierhaltung leider an Kosten-Nutzen-Überlegungen.

Krankheiten

Es mag überraschen, aber der Akupunktur sind in der Liste behandelbarer Krankheiten kaum Grenzen gesetzt. Ausgeschlossen sind lediglich Erkrankungen oder Verletzungen, bei denen Körperstrukturen zerstört sind – ein Knochenbruch lässt sich nicht mit Nadeln heilen. Auch ansonsten ist zu beachten, dass sich seriöse Akupunktur als Komplementärmedizin versteht. Das bedeutet, sie ergänzt schulmedizinische Methoden. Ihre zentrale Bedeutung hat sie als Regulationstherapie. Um diesen Begriff zu verstehen, ist ein kurzer Ausflug in die ursprüngliche Lehre der TCM erforderlich: Ausgangspunkt der Überlegungen ist ein stetiger Energiefluss zwischen den Polen Ying und Yang beim gesunden Tier. Zu bestimmten Tageszeiten hat ein Pol sein Minimum, entsprechend erreicht der andere sein Maximum. Die fließenden Zusammenhänge werden in der TCM in fünf Wandlungsphasen unterteilt. Ein ungestörter Energiefluss ist Voraussetzung für die Gesundheit von Mensch und Tier. Stauungen verursachen Energiemangel bzw. Energieüberfluss und begünstigen Krankheiten. Regulationstherapie bedeutet, dass Blockaden des Energieflusses beseitigt werden. Wie genau das funktioniert, wird in jedem Einzelfall entschieden. Denn jedes Tier ist ein Individuum und bedarf deshalb einer Behandlung, die auf die jeweilige körperliche und seelische Verfassung sowie auf die Umweltfaktoren abgestellt ist.

Ziele der Akupunktur

Mit den Akupunkturnadeln werden spezielle Punkte in der Haut und der Muskulatur des Tiers so gereizt, dass Energiestauungen gelöst werden, bis das Gleichgewicht zwischen Ying und Yang wiederhergestellt ist. Eine Sitzung ist dafür in der Regel nicht ausreichend. Je nach Schwere der Blockade sollten Tierhalter mit drei bis zwölf Terminen beim Tierarzt oder Tierheilpraktiker rechnen. In vielen Fällen kann Tierakupunktur auch vorbeugend wirken, zum Beispiel beim Erhalt der Mobilität älterer Tiere, zum Stressabbau und bei Pferden auch zur Verhinderung von Erkrankungen der Atemwege im Zusammenspiel mit verbesserter Stallhygiene.

Bild: Bigstockphoto.com / Firn

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