Hühnerhaltung im Hausgarten



Vertragen sich Hühner und Nutzgarten? Stört das Gegackere? Sind die eigenen Eier wirklich anders, als die Gekauften? Stört es die Nachbarn? Das sind nur einige Fragen, denen man sich stellen muß, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, eigene Hühner im Garten zu halten.

Ich wollt, ich wär ein Huhn…

…ich hätt nicht viel zu tun! Das würde ein Huhn vielleicht anders sehen! Hühner sind sehr geschäftige, gesellige Tiere. Sie arbeiten den ganzen Tag. Für den Hausgarten ist es sehr wichtig, die richtige Rasse zu finden. Dafür eignen sich wirklich nicht alle.

Zuerst sollten wir uns aber einig darüber sein, was wir von einem Huhn erwarten. Gesellschaft, Eier, Fleisch, Beikrautkontrolle, Ungezieferkontrolle, Düngung…

Sehen wir uns verschiedene Hühner an, werden wir sehen, das diese auch wieder unterteilt werden, in: Eierrassen, Fleischrassen, Zweinutzungshühner, Zierrassen, Kämpfer. Zusätzlich gibt es Allerweltsrassen, und dann noch die, die bereits auf der roten Liste stehen. Alte Nutztierrassen, die vielleicht heute nicht mehr so wirtschaftlich sind, dafür aber mit Robustheit und Geschmack punkten.

Mehrfachnutzen des Huhnes

Wird das Huhn einfach nur aus Liebhaberei gehalten, spielen  die Futter- und die Unterbringungskosten keine Rolle. Alles wird unternommen, um dem Huhn das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Das ist natürlich löblich und den Tieren sei es vergönnt, doch mit Selbstversorgung und Wirtschaftlichkeit hat dies nichts zu tun.

Permakulturelle Beispiele für den Mehrfachnutzen von Hühnern:

Schädlingsbekämpfung im Obstgarten (permakultureller Begriff: intensives Früchte-Nüsse-System)

Wer kennt das nicht, Würmer in Kirschen und Äpfeln. Ja, ein Leimring bringt da schon Abhilfe, aber die Ursache, bzw. der Schädlingskreislauf wird dadurch nicht so effektiv durchbrochen, wie mit Hühnern. Kann also das liebe Federvieh im Bereich der Obstbäume, Nussbäume, Beerensträucher und Wildgemüse frei herumlaufen und scharren, werden 1. Schadinsekten vertilgt,  2. Die Pflanzen automatisch gedüngt und 3. Fallobst (wenn nicht auf einmal zu viel unten liegt) aufgefressen. Dabei interessieren die Beeren am Strauch nur sehr wenig, so dass für die Bewirtschafter die Ernte zur Verfügung steht.

Das hühnerbeheizte Gewächshaus

Ein weiterer Mehrfachnutzen der Hühner ist die enorme Wärmeabsonderung in der Nacht. Wer schon einmal ein Huhn bei sich auf dem Schoß sitzen hatte, der weiß genau, dass es sich hier um eine lebende Wärmflasche handelt.  Ist also das Gewächshaus so konzipiert, dass die Glasfront nach Süden zeigt und der Hühnerbereich nach Norden, der Hühnerstall gemauert ist und das Glashaus, wie ein Anlehngewächshaus mit sich öffnender und sich schließender Trennwand ist, dann können die Hühner, sofern das ganze Gebäude nicht zu groß konzipiert ist, das Pflanzenhaus des Nachts frostfrei halten. Sind dann noch die Legenester unter den Gewächshaustischen eingebaut, braucht man zur Eiabnahme, nicht einmal den Hühnerstall zu betreten. Die Hühner werden also hierbei auch nicht aufgeschreckt und haben ihren Bereich ganz für sich alleine.

Bodenbearbeitung durch den Hühnertraktor

Etwas bauliches Geschick ist schon vonnöten, will man sich einen Hühnertraktor bauen. Fertig angeboten wird sowas leider noch nicht. Dabei ist es aber ganz einfach. Entweder es wird der Hühnertraktor größer konzipiert, so dass eine Dauerhaltung der Hühner darin möglich ist, oder es werden die Hühner regelmäßig ausgewechselt, die in einen kleineren Hühnertraktor, zum Beispiel in Gemüsebeetgröße, eingesetzt werden.  Eine Dauerhaltung in so einem Kleinstgehege würde ich nicht empfehlen, es ist einfach nicht artgemäß und die Hühner werden schnell depressiv bis zu aggressiv. Dann entsteht das gleiche Phänomen wie in konventionellen Geflügel-Bodenhaltungen, die Hühner picken sich gegenseitig.

1. Hühnertraktor-Dauerhaltung

Wer also keine freilaufenden Hühner gebrauchen kann und diese dauerhaft in einem Gehege unterbringen möchte, ist mit einem Hühnertraktor gut bedient, vor allen Dingen, wenn es dem Gemüsebau dienlich sein soll. Die Hühner werden also so lange auf dem gleichen Platz belassen, bis die Grasnarbe weggefressen und der Boden gut aufgedüngt ist. Danach wird das Gehege auf eine frische Grasfläche versetzt und die vorherige Fläche aufgemulcht. Gemulcht wird mit frischem Grasschnitt, Grobkompost, Laub, Heu oder Stroh. Diese Fläche wird nicht sofort bepflanzt, sondern mit dem Mulch einige Zeit so belassen, das der Wurm die Möglichkeit erhält unter dem Mulch zu arbeiten, den Boden zu lockern  und die Mikroorganismen, die vonnöten sind um den Hühnermist in fruchtbaren Dünger umzuwandeln, genug Zeit haben sich zu vermehren und ihr Werk zu vollbringen. Verwendet man EM´s (Effektive Mikroorganismen) geht der Verrottungsvorgang schneller von statten. Geschieht dies im Sommer, kann nach drei bis vier Wochen Gemüse in Form von Jungpflanzen gesetzt werden, ist schon Herbst, bleibt der Mulch über den Winter liegen und es wird ab Frühling bepflanzt. Der Vorteil dieser Haltungsvariante liegt darin, dass die Hühner immer frisches Grün zur Verfügung haben und sich Krankheitserreger und Parasiten wesentlich weniger an den Tieren festsetzen können.

2. Hühnertraktor-Schönwetterhaltung

Ist der Hühnertraktor eher klein konzipiert und ohne integriertem Stall, werden die Tiere morgens bei schönem Wetter hineingesetzt und abends wieder in ihren Stall entlassen. Die Arbeiterinnen können also tagsüber Beete von ungewünschten Beikräutern befreien, Schädlinge herauspicken und ganz nebenbei noch düngen. Dabei bleiben sie immer gut gelaunt, wissen sie doch, dass sie nicht immer in diesem kleinen Gefängnis bleiben müssen. Mit dieser Haltungsvariante können die Hühner gut im Gemüsegarten als Arbeiter eingesetzt werden und richten dabei keinerlei Schaden an.

Hühner und weitere Tiere

Vertragen sich Hühner mit anderen Haustieren? Dazu kann ich nur Ja sagen. Selbst in Gemeinschaften mit Enten, Gänsen, Hasen und Meerschweinchen, mit Hund (bitte bei Jagdhunden vorsichtig sein, sonst gibt es bald keine Hühner mehr!)und Katze, gibt es überhaupt keine Probleme. Meine Hühner im Permakultur-Garten bevorzugen, besonders im Winter, die Gesellschaft der Schweine. Fühlt sich ein Huhn von einem Hasen belästigt (was ohne weiteres vorkommen kann), wird es sich entsprechend wehren. Es pickt einfach solange auf den lästigen Anhang ein, bis dieser versteht, das die Dame das nicht möchte. Dabei können auch ein paar Haarbüschelchen fliegen, was lästigen Rammlern meist nicht viel ausmacht.

Eine bunte Tierschar im Garten ist etwas sehr schönes, wenn der Gemüsebereich abgetrennt ist, und es nicht zu bösen Überraschungen kommt. Hühner scharren gerne in lockerer Erde nach Würmern und Getier. Ist das Beet abgeerntet, wie bereits beschrieben, ist dieses Verhalten ein großer Vorteil. Sind jedoch gerade Jungpflanzen gesetzt oder frisch eingesät, ist der Schaden meist verheerend! Deshalb ist eine ausgeklügelt Vorsorge, ein gut umzäunter Gemüsebereich, ein Schutz aus Zweigen etc. sehr sinnvoll um ein friedliches, konstruktives Miteinander zu gewährleisten.

Von Anfang an dabei

Wird also jetzt an die Anschaffung von Hühnern gedacht, wäre es von Vorteil nach Leuten in der näheren Umgebung Ausschau zu halten und diese einfach um einen Erfahrungsaustausch zu bitten. Jeder Hühnerhalter bevorzugt seine ganz bestimmten Rassen, kann Tipps zu Haltung, Pflege und Futterkauf geben. Sind Kinder im Haus, wäre es auch eine Idee, mit Bruteiern zu beginnen. Brutapparate für Hühnereier gibt es bereits für 6 – 10 Eier. Es ist ein tolles Erlebnis, wenn nach 21 Tagen die kleinen Küken schlüpfen. Bei Fütterung von Kükenkorn und einer Kunstglucke, damit die Kleinen genügend Wärme haben, ist es relativ leicht, die eigenen Hühner heranzuziehen. Sind die Tiere von Anfang an an einen gewohnt, ist der Umgang mit ihnen leichter und beglückender. Sie kommen sofort angelaufen, wenn man in den Garten kommt, schauen, ob Leckerbissen angeboten werden, erzählen freudig von erlebtem  und fliegen manchmal sogar auf den Arm.

Dann sind es richtige Familienmitglieder!

Ein Text von Hannelore Zech
Permakultur-Gestalterin vom Mienbacher Waldgarten / Selbstversorger-Akademie
www.mienbacher-waldgarten.de

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